7 Sachen, über die ich mich so richtig schön aufregen kann

Listen sind das drittgrösste neue Ding. Ich will mich diesem Trend nicht verschliessen und beginnen das Blogjahr mit einer solchen.

Ich gelte gemeinhin als ausgesprochen friedliebend und sanftmütig. Ja, mir wurde sogar schon vorgeworfen, ich sei zu konziliant, zu ruhig. Ob ich mich denn über gar nicht ärgern könnte, werde ich mitunter gefragt.

Doch, ich kann. Durchaus. Und zwar – gemessen am Anlass – sogar massiv. Allerdings rege ich mich am liebsten über Dinge auf, die nicht wirklich schlimm, ja sogar beängstigend harmlos und banal sind. Auf diese Weise brauche ich mich nicht über die wirklich ärgerlichen Sachen aufzuregen. Denn ändern kann ich daran weder an Ersteren, noch an Letzteren. Also akzeptiere ich grummelnd die folgenden Missstände, rege mich aber genüsslich darüber auf:

1) Leute, die am Zapfhahn des  Kaltgetränkeautomaten im Selbstbedienungsrestaurant das Glas so voll machen, dass sie daran nippen müssen, um es überhaupt zur Kasse transportieren können. Freunde, diese ostentativ vor sich hin getragene Angst vor dem Zukurzkommen hat etwas unangenehm Knauseriges an sich.

Und wenn wir schon beim Trinken sind …

2) Das Anstossen mit den Gläsern. Nicht, dass es mich stört, im kleinen Kreis meinen maximal drei Tischgesellinnen und -llen zuzuprosten, aber bei grösseren Gruppen ist es einfach nur noch eine peinliche Angelegenheit. Insbesondere dann, wenn man es tut, während die eventuell anwesendenden Musiker oder Schauspielerinnen bereits mit ihrer Vorführung begonnen haben.

Hier mein Lieblingstatort:

3) Wenn man bei zwei nebeneinander gelegenen Geldautomaten (o.Ä.) auch zwei Warteschlangen eröffnet. Es wäre doch viel effizienter, logischer und gerechter, wenn sich nur eine Schlange – sagen wir so ungefähr in der Mitte zwischen den Automaten – bildete, so dass niemand mehr von einem gütigen oder grausamen Schicksal abhinge.

Hier gibt’s noch mehr:

4) Wenn man ganz automatisch und ohne zu überlegen den Bargeldbezug am Automaten mit dem Ausdruck eines entsprechenden Belegs verbindet. Selbst dann, wenn man für selbigen nicht Verwendung hat. Was sich daran feststellen lässt, dass man ihn entweder gleich beim Automaten auf den Boden schmeisst oder aber – das ist dann allerdings schon fast wieder witzig – gar nicht erst aus dem Ausgabeschlitz entfernt.

Jetzt wird es heikel:

5) Wenn Liebespaare geräuschvoll knutschen. Nichts, aber auch rein gar nichts gegen Liebesbekundungen im öffentlichen Raum, aber das laute Schmatzgeräusch, das gewisse Liebende dabei generieren, lässt daran zwiefeln, ob der Vorgang des Küssens evolutionär gesehen tatsächlich etwas mit Zuneigung oder nicht vielmehr mit der Abschreckung von Feinden zu tun hat.

Und jetzt womöglich noch heikler:

6) Leute, die alles nehmen, was ihnen auf der Strasse oder im Bahnhof angedreht wird, solange es nur gratis ist. Es beelendet mich, zu sehen, wie Menschen, die einer geregelten und anständig entlöhnten Erwerbstätigkeit nachgehen, sich verhalten, als wären sie auf jede milde Gabe angewiesen, die ihnen ein Milchprodukte-, Sprudelgetränke-, Back- oder Süsswarenfabrikant angedeihen lässt. Ich gehe inzwischen sogar so weit, dass ich selbst dann, wenn mir eine bezaubernd lächelnde junge Dame ein Stück St.-Honoré-Torte anbieten würde, davon absähe, davon zu nehmen. Dass dieser stille Protest überhaupt nichts bringt, weil ihn niemand zur Kenntnis nimmt, ist mir bewusst, ändert aber nichts daran.

Und jetzt zeige ich mich von meiner schlimmsten, pedantischen Seite:

7) Wenn man das Verb „sein“ mit einem Akkusativobjekt verbindet. Das verstösst so sehr gegen die elementarste Sprachlogik, dass es mir nahezu ontologische Schmerzen verursacht (im Lateinunterricht wurde uns ja auch eingetrichtert: Bei „esse“ keinen Akkusativ, doch wer ihn setzt, der ist naiv). Sagen wir: „Ich bin einen elenden Pedanten?“ Wohl kaum. Sagen wir: „Wenn ich einen elenden Pedanten wäre?“ Auch nicht. Warum aber in aller Welt sagen in der Deutschschweiz die Leute, als wäre es das Normalste der Welt: „Wenn ich dich wäre?“ Warum sagen sie: „Du solltest dich selbst bleiben?“ Finden sie wirklich, ich sollte einen Pedanten bleiben? Wohl kaum. (Ok, vielleicht wäre es ihnen auch lieber, wenn ich nicht ein Pedant bliebe, aber das ist eine andere Geschichte). Also: Lieber Leser, sei einen klugen Menschen … ehm … sei ein kluger Mensch. Sei du selbst.

Einverstanden, es gäbe viele andere Sachen, über die mich aufzuregen ich wohl viel mehr Anlass hätte. Und die meisten aufgeführten Sachverhalte sind so läppisch, dass es mich nicht erstaunen würde, wenn jemand auf einer Liste über die Dinge, über die er sich aufregt, diesen Blogpost aufführen würde. Ich würde es ihm gönnen. Oder ihr.

Denn: Wenn schon keine anderen Probleme, dann wenigstens richtig.

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