Unter den zahlreichen Dingen, die ich mit Leidenschaft praktiziere, gibt es zwei, die ich besonders erwähnen möchte: Ich liebe es, joggen zu gehen. Und ich liebe es, nicht joggen zu gehen. Letzteres erklärt sich aus meinem Hang zur Bequemlichkeit und bedarf wohl keiner weiteren Erläuterungen.
Joggen tue ich deshalb gern, weil ich es geniesse, an der wunderschönen Aare entlang zu laufen, oder aber durch den ebenso schönen Bremgartenwald, und dabei meinem Leib die Bewegung zu gönnen, die ihm zweifellos gut tut. Ja, auch das Gefühl, nach so einem Lauf körperlich etwas kaputt zu sein, mich aber wie ein Held zu fühlen, ist eine wichtige Komponente. Daraus erklärt sich auch die Tatsache, warum ich im Winter auch ganz gern aufs Laufband gehe. Ich überwinde den mir allzu vertrauten Hang zu Lethargie und mache freiwillig etwas für mein physisches Wohl.
Ich laufe ohne Trainingsplan. Ich investiere etwas Geld und Zeit in den Kauf des geeigneten Schuhwerks, aber ich bin sehr zurückhaltend in Bezug auf die restliche „Ausrüstung“. Wenn es kalt ist, trage ich lange Beinkleider (oder gehe aufs Laufband), wenn es nicht ganz so kalt ist, trage ich kurze Hosen. Ich messe meine Herzfrequenz nicht, weder beim Laufen, noch danach, ich mache keine Intervalltrainings, ich habe keine andere Lauftechnik als die, den einen Fuss vor den anderen zu werfen und dabei regelmässig zu atmen.
Ich mache bei keinen Läufen mit. Die Atmosphäre solcher Veranstaltungen wirkt auf mich wenig motivierend, ebenso wenige der vorherrschende Duft nach Körperschweiss, allerlei Salben und sonstigen Präparaten. Auch das Laufen in Rudeln ist mir fremd.
Und das Gute daran ist: Ich mache das schon seit mehreren Jahren. Und ich habe mir bisher zum Glück keine Gelenk-, Muskel- oder Herzgefässprobleme zugezogen. Obwohl ich in den Augen „echter“ Läufer vermutlich so alles falsch mache, was ich falsch machen kann.
Wenn ihr mir also jetzt erklären wollt, wie ich es tun soll, dass es noch besser, noch wirksamer, noch effizienter, noch gesünder wird: Es ist zwecklos. Ich werde weiterhin so laufen, dass ich es geniessen kann. Und wenn ich dann keine Lust habe, lasse ich es eine Weile bleiben. Dass ich mich beim erneuten Loslaufen nach mehrmonatiger Pause dafür verfluche, weil ich wieder von vorne anfangen muss, ist mir jetzt gerade egal. Denn ich weiss, dass ich ein Held bin.
Kürzlich sagte mir ein sehr, sehr, sehr sportlicher Kollege scherzhaft-abfällig, für die Durchtrainierten sei ein Marathon weniger mühsam als für mich der Mittagslauf an der Aare. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ja, das stimmt. Und daraus folgt, dass meine Leistung viel grösser ist als ihre.
Also: Ich freue mich für jeden, der die Freude am Laufen entdeckt und sie sich von den wohl- oder übelmeinenden menschlichen Trainingsmaschinen nicht gleich wieder nehmen lässt.
5 Responses to Die Sache mit dem Joggen